Die Violine ist mit der Entwicklung der europäischen Musik der Neuzeit eng verbunden und wurde dementsprechend reich mit Literatur beschenkt. Im Folgenden kann nur ein kurzer Abriss über ihre vielfältigen Aufgaben gegeben werden:
Solistisch
Wichtige Werke für Solovioline (ohne Begleitung) gab es in der Barockzeit zuhauf, erwähnenswert sind hier als Komponisten vor allem Biber, Telemann und Bach. Hier wurde vor allem mit Doppelgriffen die Möglichkeit ausgereizt, auf einer Geige mehrere Stimmen klingen zu lassen. In der Klassik und Romantik war diese Gattung (ebenso wie Solowerke für andere Instrumente, abgesehen von Klavier oder Orgel) weniger verbreitet, im 20. Jahrhundert erlebte sie mit Kompositionen von Bartók, Stravinsky oder Hindemith eine neue Verbreitung.
Aus der im Barock sehr beliebten Sonate für Violine und Generalbass entwickelte sich bei Joseph Haydn die Violinsonate mit Klavier. Hier, wie auch in den frühen Sonaten von Mozart war die Geige zunächst als Begleitinstrument konzipiert, mit der Zeit aber wuchs ihre Bedeutung, doch auch bei den späteren Sonaten von Beethoven, Schubert, Brahms oder Debussy ist das Klavier gleichwertiger Partner, weshalb diese Gattung eher zur Kammermusik gerechnet werden muss.
Die ersten Violinkonzerte entwickelten sich zunächst aus dem Zeitweisen Hervortreten des Konzertmeisters aus dem barocken Streichorchester. Bald entstanden die ersten als solche deklarierten Violinkonzerte, wie jene von Vivaldi oder Bach. Alle drei großen Wiener Klassiker schrieben Violinkonzerte, ebenso die wichtigen romantischen Meister (Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Brahms oder Bruch) und auch viele spätere Komponisten wie Schönberg, Berg oder Stravinsky. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch einige Werke für Solovioline mit Orchesterbegleitung komponiert, die formal freier waren und sich von der reinen Konzert-Gattung abheben wollten, wie die „Symphonie espagnole“ von Lalo oder Ravels „Zigeuner-Rhapsodie „Tsigane“.
Kammermusik
Kaum ein Werk der Streicher- oder gemischten Kammermusik kommt ohne Geige(n) aus: Die wichtigsten Gattungen sind Violinsonate, Streichtrio, Klaviertrio, Streichquartett, Klavierquartett, Streichquintett, Streichsextett. In vielen dieser Besetzungen hat die Geige die wichtigste Melodiestimme. Ihre oft konzertanten Aufgaben lassen sie dabei die sprichwörtliche „erste Geige“ spielen.
Orchester
Im Orchester gibt es seit der Barockzeit (wie im Streichquartett) zwei verschiedene Violinstimmen, die aber zumeist chorisch, also mehrfach besetzt sind: In einer groß besetzten romantischen Sinfonie können durchaus 24 erste und 20 zweite Geigen, oft sogar mehr, mitspielen. Beide Gruppen werden dabei üblicherweise von einem oder mehreren Stimmführer(n) am vorderen Pult geleitet. Ganz vorne in der ersten Geigengruppe sitzt der Konzertmeister, der manchmal Soli zu spielen hat und eine besondere Verantwortung für das ganze Orchester trägt.
Jazz, Band, Crossover
Auch in der neueren Unterhaltungsmusik spielt die Geige eine wichtige Rolle: Im Tango-Orchester ebenso wie in „Zigeuner-Kapellen oder in manchen Jazz-Formationen (Stephane Grapelli, Joe Venuti, Didier Lockwood). Viele modernen Geiger machen, ob aus musikalischem oder finanziellem Interesse, Ausflüge in Crossover-Projekte (Nigel Kennedy, Anne-Sophie Mutter).